Die Elsbeere (Sorbus torminalis)
Eine Malanser Seltenheit
Die Elsbeere ist eine bemerkenswerte und zugleich eine der unbekanntesten einheimischen Baumarten in der Schweiz. Obwohl sie in den meisten europäischen Ländern vorkommt, gehört sie in der Schweiz mit lediglich 46'000 Exemplaren zu den seltensten Baumarten. Umso mehr erstaunt es, dass wir in Malans mit grosser Sicherheit die grösste Elsbeere im ganzen Kanton Graubünden vorfinden.
Der lateinische Gattungsname «Sorbus» hat seinen Ursprung im keltischen Wort «sorb», was herb bedeutet. Dies weist auf den herben Geschmack der Früchte hin. Torminalis leitet sich vom Wort «tormina» ab, was abgeleitet Bauchschmerzen heisst. In den früheren Zeiten wurden aus den Früchten der Elsbeere unter anderem eine Medizin gegen Bauschmerzen hergestellt. Im Volksmund ist sie auch umgangssprachlich unter dem Namen Darmbeere, Ruhrbirne oder als Wilder Sperber bekannt.
Die Verbreitung der Elsbeere ist in der Schweiz nicht flächendeckend und die Bestände sind meist isoliert. Vor allem in den Kantonen Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau und Waadt ist sie häufiger anzutreffen. Der Bestand wird in der Schweiz auf 46'000 Stück geschätzt. Wenn man bedenkt, dass im Schweizer Wald unter anderem rund 88.5 Mio. Buchen, 24 Mio. Bergahorne oder 2.7 Mio. Kirschbäume stehen, ist die Elsbeere eine echte Seltenheit. Aber auch in der Bündner Herrschaft finden sich einige wenige Exemplare. In Malans, genauer gesagt im Livsun, steht mit grosser Wahrscheinlichkeit mit 50 cm Durchmesser die grösste Elsbeere im ganzen Kanton Graubünden. Entlang der Felsbänder oberhalb der alten Säge finden sich zudem ca. acht, knapp mannshohen Exemplare. Es kann abschliessend nicht beantwortet werden, ob diese markante Elsbeere zusammen mit den anderen Exemplaren in der Mitte des letzten Jahrhunderts angepflanzt wurde, oder aus einem endemischen Restbestand stammt.
Die wärme- und lichtbedürftige Baumart bevorzugt lichte, sonnige Laubmischwälder. Solche idealen Wachstumsvoraussetzungen sind auch in Malans anzutreffen. Mit einer Höhe von bis zu 25 Metern, einem Stammdurchmesser von bis zu 100 cm und einem Alter von bis zu 300 Jahren kann die Elsbeere stattliche Ausmasse annehmen.
Wie der Name Elsbeere schon erahnen lässt, bildet der Baum rötlich-braune Früchte. Diese dienen im Winter einer Vielzahl von Tierarten, darunter Vögel und Kleinsäugetieren, als Nahrungsquelle. Aus den vitamin- und mineralstoffreichen Früchten lassen sich auch Konfitüre oder Schnaps herstellen.
Das helle, etwas rötliche Holz der Elsbeere gilt als eines der edelsten und teuersten Hölzer Europas. Es erinnert stark an das Holz eines Birnbaumes. Das Holz wird vor allem für den exklusiven Innenausbau, für Drechselarbeiten aber auch für die Herstellung von Musikinstrumenten verwendet. Die hohe Belastbarkeit, Elastizität sowie die Festigkeit machen es zu einem begehrten und vielseitig einsetzbaren Rohstoff.
Neben den ökologischen und ökonomischen Vorzügen der Baumart ist der Elsbeere auch im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen eine hohe Bedeutung zuzuschreiben. Die wärmeliebende und trockenheitstolerante Baumart kommt gut mit den sich verändernden Umweltbedingungen zurecht.
Die Elsbeere ist ein beeindruckender Baum mit vielfältigen Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten. Trotz ihrer Seltenheit ist sie ein wertvoller Bestandteil unserer Wälder und leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und zum Erhalt unserer Ökosysteme. Durch gezielte Schutzmassnahmen und Pflanzungen kann dazu beigetragen werden, die Elsbeere für zukünftige Generationen zu erhalten und den Bestand auch in Malans weiter auszubauen.
Bericht von Manuel Hasler
Revierförster Jenins / Malans