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20. Juni 2024

Die Entwicklung des Alpwegs – damals und heute

Die Maienfelder Alpen oberhalb der Bündner Herrschaft gehören zu den schönsten in der Schweiz. Sie bieten ein atemberaubendes Bergpanorama, klare Seen, grüne Wälder und weitläufige Weiden. Die Alpwirtschaft hat hier eine grosse Bedeutung, mit Alpen für Kühe, Jungvieh, Mutterkühe und Schafe. Sie fördert die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, die Pflege der Kulturlandschaft, die Erhaltung der Artenvielfalt und ist wichtig für die Produktion von Alpkäse und anderen regionalen Spezialitäten. Der Zweckverband Falknis ist im Auftrag der Stadt Maienfeld für die Infrastruktur, einschliesslich des Alpwegs, verantwortlich.

Alpweg 2

 

Die Erschliessung der Alpen

Im Winter 1906/07 wurden Pläne und Kosten für den Bau eines Alpweges von Jenins nach Stürfis erarbeitet. Dieser Weg sollte die umfangreichen Alpen und Wälder der Gemeinden Maienfeld, Jenins und Fläsch erschliessen. Federführend waren die Landwirtschaftsämter von Bund und Kanton. Das Projekt war vor allem für die Landwirte wichtig und die Gemeinden setzten eine Baukommission zur Begleitung der Arbeiten ein.

  • 1907 bewilligten die Gemeinden einen Baukredit von 102’025 Franken mit einer Bauzeit von zwei Jahren.
  • Der Bau begann 1908 unter der Leitung der Firma Enderlin aus Maienfeld. Bereits im ersten Jahr wurde ein Drittel der Strecke fertiggestellt.
  • Die Bauabnahme des gesamten Weges fand am 25. Juli 1911 statt.
  • Es gab Unstimmigkeiten zwischen der Baukommission und Ingenieur Enderlin, insbesondere zur Linienführung. Die Kosten wurden überschritten und Enderlin überliess den Abschluss der Arbeiten seinem Schwiegersohn Läri.

Das Bautempo war trotzdem beeindruckend, insbesondere da keine Maschinen zur Verfügung standen und die Bausaison auf 2’030 Metern Höhe sehr kurz war.

Für den Unterhalt des Weges galt zunächst das Territorialprinzip: Jede Gemeinde war für ihren Abschnitt verantwortlich. 1989 wurde der Unterhalt in einem Vertrag zwischen den Gemeinden geregelt, die Alpwegkommission gegründet und 1996 ein Benutzungsreglement eingeführt, das ein Fahrverbot beinhaltete. Zur Befahrung des Alpweges war eine Bewilligung erforderlich. Zwischen 1987 und 2004 wurden 6,9 km des Alpweges auf Jeninser Gebiet saniert, und zwischen 2015 und 2021 erfolgte der Ausbau ab Bärenhag bis Stürfis durch die Stadt Maienfeld. Der heutige Alpweg folgt noch immer der ursprünglichen Linie, ist 16,8 km lang und überwindet 1’600 Höhenmeter.

Stürfis ist die letzte Alp am Alpweg und eine ehemalige Walsersiedlung auf 1577 m ü. M. Vom Churer Rheintal aus gesehen liegt sie hinter dem Alpenkamm, oberhalb von Seewis und somit geographisch im Prättigau. Vertraglich wurde Stürfis 1633 in eine Alp umgewandelt und die 38 verbleibenden Einwohner siedelten nach Rofels (ebenfalls Teil der Walsergemeinde Berg) über. Ein Gedenkstein und die Ruinen der Kapelle auf einem kleinen Hügel südlich der Alphütten zeugen heute noch von der ehemaligen Dauerbesiedlung.

Alpweg 1

 

Unterhalt des Alpwegs – eine grosse Aufgabe

Der laufende Unterhalt des Alpwegs umfasst regelmässige Kontrollen, das Freihalten der Wege von Ästen und Steinen sowie das Ausbessern kleinerer Schäden wie Schlaglöcher und Rinnen. Dazu gehört das Reinigen der Querabschläge, um bei Niederschlägen das Wasser gezielt abzuführen und das Auswaschen des Wegtrasses zu verhindern. Periodisch, meist jährlich, sind umfangreichere Massnahmen notwendig: Nachschottern von Streckenabschnitten, Reinigen und Instandsetzen von Entwässerungseinrichtungen wie Gräben und Durchlässe sowie die Stabilisierung von Böschungen. Diese Arbeiten sind notwendig, um die Befahrbarkeit und Sicherheit der Wege dauerhaft zu gewährleisten und die Erosion zu minimieren. Der Aufwand, eine Naturstrasse in unwegsamem Gebiet bis zu einer Höhe von 2'000 m ü. M. in Schuss zu halten, ist erheblich.

Alpweg 5

 

Regelungen für die Nutzung des Alpwegs

Gemäss Artikel 5 des Alpwegreglements können bei ungünstigen Strassenverhältnissen alle Fahrten verboten oder beschränkt werden. Insbesondere kann eine Wintersperre für den gesamten Alpweg oder Teile davon verhängt werden, die grundsätzlich vom 1. Dezember bis 31. März dauert und bei Bedarf verlängert werden kann.

 

Die Öffnung des Alpwegs im Frühjahr hängt von verschiedenen Faktoren ab:

1. Witterungsbedingungen: Schneemenge, Schneeschmelze und Temperaturen sind entscheidend. Ein warmer Frühling kann eine frühere Öffnung ermöglichen.

2. Lawinengefahr: In einigen Abschnitten besteht im Frühjahr noch Lawinengefahr. Die Sicherheit des Alpwegs muss gewährleistet sein.

3. Infrastruktur: Die Wege müssen instandgesetzt und von winterlichen Schäden befreit werden.

4. Vegetation: Die Alpweiden müssen ausreichend bewachsen sein, damit die Tiere genug Futter finden. Besonders die Weiden der Alp Stürfis auf rund 1.500 m ü. M. haben meist frühzeitig schon eine ausreichende Vegetation und der Alpaufzug sollte dann baldmöglichst stattfinden.

Regelmässige Kontrollen des Alpwegs und wöchentliche Neubewertungen der Lage sind notwendig. In Absprache mit den Alpverantwortlichen und der Alpwegkommission wird entschieden, wann der Alpweg geöffnet wird. Das Öffnen des Kamms im Frühjahr ist eine aufwendige und oft gefährliche Aufgabe. Mit Schneeräumungsfahrzeugen muss der Weg von meterhohen Schneemassen befreit werden. Diese schweren Maschinen und Fräsen arbeiten sich langsam durch die Schneedecke. Dabei ist Vorsicht geboten, da Lawinengefahr besteht und die Schneemassen oft instabil sind. Zudem ist die Wegfindung trotz der meterhohen Schneepfahlmarkierungen nicht einfach. Das Arbeiten auf diesen Höhen und unter diesen Bedingungen erfordert erfahrene Teams und eine sorgfältige Planung, um die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten und den Weg für den Alpverkehr freizugeben. In den letzten Jahren wurden diese Arbeiten vom Zweckverband Falknis in Zusammenarbeit mit dem lokalen Forstunternehmer Alfred Jäger erledigt.

Alpweg 4
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Ausblick auf die Sanierung des Alpwegs im unteren Teil

Vorbehalten der Projekt- und Kreditgenehmigung durch die Gemeindeversammlungen im Juni 2024 in Jenins, Maienfeld und Fläsch wird der Alpweg auf dem Jeninser Gebiet vom Schwiibödeli bis zur Abzweigung Laschier saniert. (Bei Redaktionsschluss waren die Abstimmungsergebnisse noch nicht bekannt). Ziel ist die Verbesserung der Befahrbarkeit und Reduzierung der Erosion. Diese Massnahme umfasst eine abschnittsweise Oberflächenbefestigung mit Beton- und Asphaltbelag, die Erneuerung der Verschleissschicht und von Schutzbauten sowie die Verbesserung der Entwässerung. Die Sanierung erfolgt ab Winter 2024/2025 in fünf Jahresetappen, um während der Alpsaison Bauarbeiten zu vermeiden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1.9 Millionen CHF, wovon 67% durch Subventionen gedeckt werden.

 

Michael Gabathuler, Revierförster